Die letzte Christin by David Gregory

Die letzte Christin by David Gregory

Autor:David Gregory
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783765570353
Herausgeber: Brunnen Verlag Gießen
veröffentlicht: 2011-05-14T16:00:00+00:00


Ich schielte zur Zimmertür. Das Haus war still. Ich setzte mich auf die Bettkante und blätterte zum Anfang des Tagebuchs.

26

DAS SEEUFER WAR nicht sehr belebt. Auf halber Strecke um den See herum entdeckte Abby eine Bank. Sie setzte sich, schloss die Augen und versank in ein stilles Gebet. Plötzlich hörte sie Schritte. Eine junge Frau tauchte hinter den Büschen am Wegrand auf. Sie steuerte auf die Bank zu, aber als sie Abby sah, zögerte sie.

„Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.“

Abby richtete sich auf. „Nein, überhaupt nicht. Ich sitze erst ­einen Moment hier.“

„Haben Sie was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“, fragte die Frau. „Das ist nämlich die einzige Bank auf dieser Seite des Sees.“

„Nein, bitte sehr.“ Abby winkte sie heran. „Sie scheinen oft herzukommen. Schön hier, nicht?“

„Ich laufe jeden Tag einmal um den See. Aber in dieser Jahreszeit habe ich fast noch nie jemanden hier getroffen. Die meisten sind dann lieber in VR, da können sie der Hitze entfliehen.“

„Und was bringt Sie dann hierher?“ Abbys Blick ging über den See. Eine Ente mit ihren Jungen im Schlepptau nahm erwartungsvoll Kurs auf die Bank.

„Ich bin einfach gerne draußen, in der richtigen Natur. Ich meine, VR ist okay. Aber hier draußen fühle ich mich irgendwie … der spirituellen Welt näher. Eins mit dem Universum sozusagen.“

Abby wurde hellhörig. „Der spirituellen Welt? Meinen Sie, Gott? Ja, das empfinde ich auch, wenn ich in der Natur bin.“

Die Frau warf ein kleines Tortillastück ins Wasser. Die Jung­enten stürzten sich darauf. „Das Wort Gott benutze ich nicht, das sagt mir nichts. Aber wenn Sie mit ,Gott‘ das All meinen, die ganze Existenz, ja, das spüre ich hier draußen.“

Abby lehnte sich etwas näher zu ihr. „Das ist nicht ganz das, was ich meine. Für mich ist Gott der Schöpfer des Universums, ein persönliches Geistwesen, durch das wir leben und handeln und überhaupt existieren, wie Paulus sagt.“

„Was für ein Paulus?“

„Der Apostel Paulus.“

„Ist das ein Freund von Ihnen?“

„Äh … nein.“ Abby musste lächeln. „Oder besser: Noch nicht.“

Wie konnte sie eine Brücke zwischen ihrer Welt und den Vorstellungen dieser jungen Frau bauen? Im Dschungel hätte Abby genau gewusst, wie sie über Jesus sprechen konnte. Aber hier, in Amerika …

„Wo ich herkomme, sind die Menschen eng mit der Natur verbunden. Ihr ganzes Leben dreht sich um die Natur − um das, was sie ihnen gibt und was sie ihnen nimmt.“

Die junge Frau sah Abby an. „Das klingt fantastisch. Wo kommen Sie her?“

„Aus Papua-Neuguinea, mitten aus dem Dschungel. Und ich vermisse meine Heimat ungeheuer − in jeder Hinsicht.“

„Warum gehen Sie dann nicht einfach zurück?“

„Das werde ich auch, wenn es so weit ist. Aber erst muss ich hier im Land etwas erledigen.“

„Und was ist das?“

„Also … ich schätze mal, mit Menschen wie Ihnen reden.“

* * *

Ich blätterte zu den Einträgen unmittelbar nach dem Untergang von Abbys Dorf.

5. Mai. Drei Tage, nachdem Kate und ich das Dorf verlassen haben. Seit ich Miraba begraben habe. Miraba! Ich vermisse dich so. Ich weiß, dass du jetzt an einem besseren Ort bist, aber ich wünsche



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